Tach auch.. o)
Thema Radlager-Wechsel stand bei mir auf dem Programm.. selbermachen oder machen lassen.
Werkzeug kaufen oder jemanden mit Presse auftreiben usw.. man überlegt halt wie es möglichst
einfach und preiswert zu erledigen wäre..
Im Forum gibt es dazu diverse Meinungen, mehr oder weniger zwei Fraktionen. Die eine meint, es
wäre Pfusch, es ohne richtiges Werkzeug zu tun, die andere sieht das nicht so eng und kriegt es
vermeintlich auch ohne Presse und Co vernünftig hin. Da nur der Selbstversuch Erleuchtung bringt,
habe ich es ausprobiert.
Um es vorwegzunehmen, es klappt ziemlich reibungslos und ohne jegliche Brutalität oder massive
Gewalt an Radlager oder Federbein.
Man braucht:
- 1 x halbwegs vernünftige Sprengringzange für Innenringe
- 1 x Heissluftpistole oder ähnliches Warmmachgerät
- 1 x Flex
- 1 x Meißel
- 2 x faustdicke Hölzer
- 2 x Hämmer (normal und bissl robuster = ca. 2kg)
- 1 x Kühlschrank mit Eisfach (nicht für's Bier!.. o)
- 1 x mittlerer Schraubstock (zur Not auch ohne machbar)
-bisschen Fett, feines Schleifpapier
Als erstes das neue Radlager erstmal in den Eisschrank legen.. geht einfach los.. o)
Federbein so in den Schraubstock einspannen, dass die Nabe von innen nach außen herausgeschlagen
werden kann. Bei den ersten Schlägen tut sich unter Umständen nichts, aber dann.. Dabei mit einer
passenden Nuß die Hammer-Kraft nur auf die ganz innenliegende Nabe leiten und nicht auf die umge-
bende Lagerschale hauen. Die Nabe kommt drann raus und hat sehr wahrscheinlich ein Stück vom
Lager mit dran, nicht schlimm.
Jetzt die Sprengringe entnehmen und das Federbein im Schraubstock umspannen. sodass das Lager von
innen nach außen herausgeschlagen werden kann und das Federbein dabei fest genug klemmt. Wer den
Schraubstock nicht hat, legt links und rechts zwei Stücke Holz unter und muss nach jedem Hieb das
Federbein wahrscheinlich neu ausrichten, dürfte aber auch klappen.
Jetzt kann man ruhig auf das Innere des Lagers klopfen, das Teil ist ja eh Schrott.
Nach gar nicht mal so vielen Schlägen guckt es dann schon raus. Das Teil nicht jetzt schon in den Müll
hauen, das wird nochmal dienlich sein.
Federbein umdrehen und die innere Fläche säubern, ich habe mit Bohrmaschine und Bürste erstmal
den groben Schlunz entfernt und dann mit 800er etwas mit der Hand nachgeschliffen. Den inneren
Sprengring jetzt wieder einsetzen (nicht vergessen!).
Das Federbein nun irgendwo hinlegen und die Heissluftpistole entsprechend positionieren, meine
lief auf höchster Stufe. Die Pistole in das Radlagerloch blasen lassen und auf das Loch von hinten
ein Blech oder ähnlich gegenstellen, sodass die heisse Luft an Ort und Stelle bleibt. (Das Foto zeigt
Nabe und Radlager noch eingebaut (bzw. schon wieder).. ist nächträglich gemacht.)
In der Zwischenzeit..
..muss die Nabe gegebenenfalls noch von der inneren Lagerschale befreit werden. Dazu die
Schale mit einer Flex schräg einschlitzen und die Nabe dabei natürlich möglichst nicht anflexen.
Die Schale hat relativ viel Fleisch und man sieht auf dem Foto, da kann man ruhig bisschen tiefer
schlitzen. Ist der Schlitz gemacht einen Meißel nehmen und den Schlitz bearbeiten, sodass die
Lagerschale einreißt, wegspringt oder einfach nur locker wird (Schutzbrille!). Lagerschale abnehmen
und die Nabe an der Stelle säubern (wieder Bürste und ca. 800er-Schleifmittel). Jetzt Die Nabe in
das Eisfach zum Radlager packen (zum Kennenlernen.. o).
Aus dem alten Radlager schlagen wir nun die andere intakte inne Lagerschale heraus und nehmen
das Radlager komplett aus. Die innere Lagerschale braucht man am Ende nochmal, das alte Radlager
bzw. das, was davon nun noch übrig ist, an einer Seite etwas anschrägen und Material abnehmen.
Die entstehende Kante sollte nicht spitz sein. Mit dieser Modifikation dient die Schale als i-Punkt beim
gleich folgenden Hineintreiben des neuen Lagers. Durch das Anschleifen kann die Schale nicht mehr
im Federbein festklemmen, denn das soll ja nur das neue Lager tun.
Nachdem das Federbein genügend aufgewärmt ist (lag bei mir ca. 45 Minuten vor der Heisluft-
pistole) und das Radlager entsprechend tiefgefroren, kann man nun an's Eingemachte gehen.
Das Federbein hatte bei mir gute 100 Grad, das Radlager wiederum ist entsprechend kalt, da kleben
unter Umständen die Finger dran, also Handschuhe benutzen! Wenn die Nabe erst kurz im Kühl-
schrank liegt, wartet man vll lieber noch eine halbe Stunde. Die nächsten kleinen Schritte sind
fototechnisch nicht dokumentiert.. war eine "heisse" Phase.. o)
Das warme Federbein nun so in den Schraubstock spannen, dass die Außenseite nach oben zeigt
und flink das Radlager aus dem Kühlschrank holen. Das Radlagergehäuse im Federbein einfetten
(flutscht gut bei 100Grad.. o). Fett auch auf das Raglager geben, das Fett wird sehr schnell sehr zäh
durch die Kälte, aber geht noch.
Das Lager nun mit der Seite ins Loch stecken, die den kleinen abgesetzten Rand hat. Drücken und..
flutscht bis fast ganz durch! Jetzt die vorbereitete alte äußere Lagerschale mit dem abgesetzten Rand
nehmen und auf das neue Lager aufsetzen, ein Stück Holz drüber und zwei dreimal mit dem Hammer
drauf. Das Lager sitzt perfekt ohne 5-Tonnenpresse oder sonstiges Werkzeug. Nun den äußeren
Sprengring einsetzen.
Noch keine Zeit zum Feiern, das neue Lager wird nun sehr schnell sehr warm werden, weil das
Federbein natürlich immernoch heizt wie blöd, das machen wir uns zum Vorteil, denn die Nabe ist
eiskalt und sollte dann leicht in das warme Lager rutschen.
Dazu die alte intakte innere Lagerschale auf ein Stück Holz legen, das warme Federbein darüber so
ausrichten, dass das neue Radlager innenseitig genau über der alten Lagerschale liegt. Jetzt die kalte
Nabe aus dem Kühlschrank holen, alles einfetten und die Nabe von außen in das Radlager stecken
(sollte ein Stück schon von allein hineingehen). Den Rest macht ein gefühlvoller Hammer und ein
zweites Stück Holz oben auf der Nabe. Dabei immer kontrollieren, ob die untere alte Lagerschale
noch genau unter dem Gegenstück im neuen Lager liegt. Nur so nimmt das neue Lager dabei keinen
Schaden!
Fertig, alles an Ort und Stelle..
Der abschließende Abstand der Nabe zum Federbein sollte so bei ca. 26-27mm liegen, ist etwas
schwer zu messen, wg. der Lackdicke und der rauhen Beschaffenheit des Federbeins. Aber das hat
man beim Eintreiben der Nabe ins Lager im Gefühl, der Klang ändert sich, wenn alles auf Anschlag
ist.
Und dann.. kann wieder geräuschlos gefahren werden.. o)
Danke an alle, die über das Thema diskutierten und auch den User, der die Kühlschrankgeschichte
kurz ansprach (Name leider nicht zur Hand!), ich habe das vorhandene Forums-Wissen nur gesammelt
und ausprobiert, also vielen Dank an Euch!.. o)
Hinweis: Wer sich selbst neue Radlager kaufen möchte, muss auf deren Maß Acht geben. Die kleinen
und großen Motorvarianten haben andere Radlagerdimensionen.
Gruß,
Rob.